Was ist die Wahrheit über Marco Polo? War der berühmte Entdecker ein Kroate? Darüber streiten sich Historiker wie Fremdenführer sowie die Städte Venedig in Italien und Korčula in Dalmatien. Und war Marco Polo wirklich der große Weltreisende, gar der Präfekt von Großkahn Kubilai im Weltreich China? Wahrheit oder Fabelstreich? Lassen Sie uns der Sache auf den Grund gehen und dafür eine spannende Zeitreise ins 13. und 14. Jahrhundert unternehmen.
Wer war Marco Polo?
Marco Polos (erfundene?) Reise nach China
Marco Polo – der erste Influencer?
Und die Frage nach Marco Polos Geburtsstadt?
Wer war Marco Polo?
Marco Polo wurde vermutlich 1254 als Sohn von Nicolo Polo geboren, der zusammen mit seinem Bruder Maffeo einen florierenden Handel mit Seide aus China und mit Juwelen aus Konstantinopel betrieb. Es gilt als erwiesen, dass die Familie ursprünglich aus Dalmatien stammte, aber überwiegend in Venedig lebte.
In seiner Jugend begleitete Marco Polo seinen Vater häufig auf Handelsreisen, später wurde er venezianischer Flottenkommandant. Dabei geriet er in Gefangenschaft und verbrachte ein Jahr im Kerker in Genua. Dort soll er seinem Zellengenossen Rustichello aus Pisa seine Reiseerinnerungen diktiert haben.
Nach seiner Freilassung kehrte Marco Polo nach Venedig zurück, heiratete und bekam drei Töchter. Er starb 1324 in Venedig.
Marco Polos (erfundene?) Reise nach China
Als 17jähriger soll Marco Polo zusammen mit seinem Vater und Onkel seine große Reise angetreten haben, die sie zu Großkhan Kubilai, dem großen Mongolenherrscher, geführt hat. Diesen kannten die Brüder von einem früheren Aufenthalt. Kubilai hatte sie gebeten, ihm gesalbtes Öl aus Jerusalem sowie 100 christliche Gelehrte zur Verbreitung des christlichen Glaubens in seinem Reich mitzubringen. Es wurde eine lange Reise mit vielen Umwegen. Doch 1275 kamen die Polos schließlich bei Kubilai an, wo sie bis 1291 geblieben sein sollen.
Kubilais Reich erstreckte sich zu diesem Zeitpunkt von China bis in den heutigen Irak. Angeblich soll er Gefallen am jungen Marco Polo gefunden haben und ihn zum Präfekten seines Großreichs gemacht haben. In dieser Funktion unternahm Marco Polo nach eigener Aussage zahlreiche Forschungsreisen durch das Riesenreich, von denen er zeitlebens berichtete.
Der Wahrheitsgehalt dieser Erzählungen wurde schon zu Marco Polos Lebzeiten angezweifelt, daran hat sich bis heute nichts geändert. Wenn er wirklich in China gewesen ist, warum waren ihm in keinem seiner Berichte weder die Große Mauer noch allgegenwärtige Alltagsdetails wie Tee, chinesische Schriftzeichen, Schießpulver oder Essstäbchen eine Erwähnung wert? Und wie ist es möglich, dass er – obwohl Präfekt des Großkahns – selbst nicht lesen und schreiben konnte?
So ist es kaum verwunderlich, dass er schon zu Lebzeiten häufig als Lügner bezeichnet wurde. Marco Polo wehrte sich selbst auf dem Sterbebett gegen die Zweifler. Als er darum gebeten wurde, von seinen Lügengeschichten Abstand zu nehmen, soll er geantwortet haben: „Ich habe nicht die Hälfte dessen erzählt, was ich gesehen habe.“ Vermutlich genau die Hälfte mit der Großen Mauer und den Schriftzeichen…
Marco Polo – der erste Influencer?
Dietmar Henze, der in seinem wunderbaren Buch „Enzyklopädie der Entdecker und Erforscher der Erde“ Marco Polos Geschichten scharfsinnig analysiert, kommt am Ende zu folgendem Schluss: „Seine ganze lange vorgegebene Reise ist ein blankes Fabelstück, um es deutlicher zu sagen, der kolossalste Schwindel der globalen Entdeckungsgeschichte.“ Henze meint, Marco Polos Berichte seien frei aus fremden mündlichen Schilderungen zusammengesetzt und viele Teile schlichtweg erfunden.
Dennoch erweckten Marco Polos Berichte die Neugier auf den fremden Erdteil Asien und führten zu einem intensiven Austausch und Handel zwischen Ost und West. Seine Berichte wurden in den nächsten 200 Jahren sehr viel gelesen.
Vor allem Geographen stützten sich bei der Erstellung von Landkarten lange Zeit auf Marco Polos sehr exakt wirkenden Entfernungsangaben. Selbst Christopher Kolumbus soll anhand dieser Angaben noch den Seeweg nach Indien berechnet haben. Wo Kolumbus schließlich landete, ist hinreichend bekannt…
Und die Frage nach Marco Polos Geburtstadt?
Die lässt sich vermutlich nie endgültig klären. Rein juristisch betrachtet war Marco Polo in jedem Fall ein Venezianer. Denn selbst wenn er auf Korčula geboren worden sein sollte – Korčula war zu jener Zeit unter venezianischer Verwaltung und damit jeder dort Lebende auch ein Venezianer.
Ob nun auf Korčula geboren oder nicht: Es gilt als sicher, dass Marco Polo zumindest einmal auf Korčula gewesen ist. Er nahm am 7. September 1298 als venezianischer Flottenkommandant an der vor Korčula ausgetragenen Seeschlacht zwischen Genua und Venedig teil. Eben jene Schlacht, bei der er in genuesische Gefangenschaft geriet.
Was aber auf jeden Fall feststeht: Korčula ist eine der sehenswertesten Städte Kroatiens. Ein Mini-Dubrvonik! Von einer mächtigen Stadtmauer umgeben, lockt die Altstadt mit vielen Sehenswürdigkeiten. Mit der Anordnung der fischgrätenartig gruppierten Altstadtgassen haben die mittelalterlichen Architekten eine simple, aber äußerst wirkungsvolle Klimaanlage erschaffen, die auch im Hochsommer für einen angenehmen Luftzug beim Durchstreifen der Stadt sorgt.
Wer daran glaubt, kann in der Altstadt das Geburtshaus von Marco Polo besichtigen. Oder ein Marco Polo Souvenir in den gut sortierten Andenkenläden erwerben.
Via Tempora d.o.o.